Das Kölner Zentraldepot

Point of no Return for Kölner Zentraldepot

In der Ratsvorschau für die Sitzung am 6.2.2024 betrachten wir das Thema Zentraldepot für die Kölner Museen etwas genauer und bedienen uns dabei einer Analogie aus der Luftfahrt. Dort bezeichnet der Point of no Return den Punkt beim Start eines Flugzeugs, an dem der Start nicht mehr abgebrochen werden kann. Hat das Flugzeug eine Geschwindigkeit erreicht, bei der die verbleibende Startbahnlänge für ein sicheres Abbremsen nicht mehr ausreicht und das Flugzeug über die Startbahn hinausschießen würde, muss gestartet werden, um einen Crash mit massiven Personen- und Sachschäden zu vermeiden.

Dasselbe Prinzip gilt auch in der Kommunalpolitik. Soll ein fragwürdiges und teures Projekt wie ein Zentraldepot realisiert werden, muss es mit Tricks und Kniffen über den Point of no Return gebracht werden, so dass ein Abbruch verschwendete Steuergelder und Gesichtsverlust für die Verantwortlichen bedeuten würde. 

Um ein Projekt zu realisieren, muss es über den Point of no Return gebracht werden

Um ein Projekt zu realisieren, muss es über den Point of no return gebracht werden

Idealerweise beachtet man folgende Punkte:
    1. Das Projekt darf initial nicht zu wenig Geld kosten, denn dann wirkt es billig und wenig durchdacht.
    2. Es darf auch nicht zu teuer sein, denn das ruft sofort die Bedenkenträger:innen auf den Plan. Ideal ist ein Betrag zwischen 500.000 Euro bis 2,5 Millionen Euro. Keine Sorge, Mehrbedarf lässt sich später immer noch begründen.
    3. Es muss schnell gehen. Dringlichkeitsentscheidungen eignen sich sehr gut. Unbedingt auf den Verlust von Fördermitteln oder massive Kostensteigerungen hinweisen, wenn nicht unverzüglich gehandelt wird.
    4. Die üblichen Bedenken im Vorfeld ausräumen. Unbedingt erwähnen, dass  Neubauten in Holzmodulbauweise mit Gründach und PV-Fassade erstellt werden. Protipp: Auch an die Grauwassernutzung denken!
    5. Es muss klargestellt werden, dass das Projekt alternativlos ist.
    6. Darlegen, dass andere Städte mit ähnlichen  Projekten schon viel weiter sind oder sich deren Projekte nicht mit einer Metropole wie Köln vergleichen lassen.

Das Zentraldepot der Kölner Museen

Ganz konkret kann man das an einem Lieblingsprojekt des Beigeordneten für Kunst und Kultur, Stefan Charles sehen: Dem Bau eines Zentraldepots für die Kölner Museen. Derzeit verfügt jedes städtische Kölner Museum über eigene Werkstätten und Depots, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt sind. Durch eine Zusammenlegung erhofft man sich Synergien und Kosteneinsparungen. Viele der bisher genutzten Depots sind in einem baulich schlechten Zustand, haben hohe Betriebskosten, schlechte Arbeitsbedingungen, sind veraltet und sanierungsbedürftig, kurz: Sie gleichen einer durchschnittlichen Kölner Schule. Der Antrag über die Bedarfsfeststellung und Grundlagenplanung stand bereits auf der Tagesordnung der Ratssitzung im Dezember, wurde aber vertagt, da sich herausstellte, dass die Vorlage mehr Fragen aufwarf als sie beantwortete.

Museum Ludwig in Köln. Eines der Museen, das Flächenbedarf in einem Zentraldepot angemeldet hat.

Museum Ludwig in Köln. Eines der Museen, das Flächenbedarf in einem Zentraldepot angemeldet hat.

Für das Zentraldepot plant das Kulturdezernat einen energieeffizienten und ökologisch nachhaltigen Neubaus mit einer Fläche von 50.000 m2. Das ist etwa die doppelte Grundfläche des IKEA Butzweiler Hof. Davon entfällt die Hälfte auf Lagerflächen, der Rest auf Werkstätten, Technikräume und ein nicht unerheblicher Teil von immerhin 15% auf projektbedingte Unwägbarkeiten. Im Haushalt ist das Depot bereits mit 214 Millionen Euro veranschlagt, ohne das es dafür eine belastbare Kalkulation gäbe. Jetzt geht es erst einmal um die Grundlagenermittlung. Dafür soll der Rat einen Betrag von 900.000 Euro beschließen. Darin enthalten: ein Posten „Funktionale Beschreibung der zukünftigen Depotinfrastruktur“ für 250.000 Euro mit dem Verwendungszweck „Die funktionale Beschreibung erfolgt in Zusammenarbeit mit externen Dienstleistern und dient als Grundlage für die Vergabe an externe Dienstleister“. Es sieht so aus, als ob man externe Berater beauftragen will, um einen Grund zu finden, warum dieser Betrag notwendig ist. Früher nannte man solche Posten Spielgeld.

Ebenso fragwürdig ist der Flächenbedarf, den die einzelnen Museen angemeldet haben. Ein Viertel des Bedarfs eines neuen Zentraldepots hat das Kölnische Stadtmuseum angemeldet. Das ist irritierend, denn nach dem Ausstieg des Hohen Doms aus dem Gemeinschaftsprojekt Neue Historische Mitte, in dessen Rahmen auch der Neubau des Kölnischen Stadtmuseums vorgesehen war, ist völlig unklar, was mit dem Stadtmuseum geschehen soll. Ursprünglich im Zeughaus angesiedelt, ist es derzeit wegen Bauschäden im ehemaligen Modehaus Sauer provisorisch untergebracht. Die Eröffnung lässt aber auf sich warten. Ohne einen zukünftigen Standort ist eine seriöse Aussage über den Flächenbedarf nicht möglich.

Zentraldepot und Kölns Neue Historische Mitte (†)

Die Tagespresse illustriert Artikel über das Zentraldepot gerne mit Bildern des ikonischen Depots Museum Boijmans Van Beuningen in Rotterdam. Das Depot ist als Schaudepot für das Publikum zugänglich, verfügt über ein Restaurant und bietet Programme für Schulklassen und Kunstinteressierte an. Eine Idee, die auch Charles gefällt: „Wir wollen es so attraktiv machen, dass man es auch als Schaudepot öffentlich machen kann, dass man hingehen und forschen kann, dass man mit Schulen hingehen kann.“ Anders als in Köln hat man in Rotterdam aber auch Ideen zur Refinanzierung. So wird Kunstsammlern die Möglichkeit geboten, ihre Werke gegen eine Gebühr einlagern zu lassen.

Eine weitere Möglichkeit, Kosten zu reduzieren, besteht in einer regionale Kooperation. Beispielsweise prüft der LVR ein Zentraldepot auf dem Gelände des bald stillgelegten Braunkohlekraftwerks Fimmersdorf. Eine Machbarkeitsstudie dazu will der LVR im ersten Quartal 2024 vorlegen. Darauf möchte das Kulturdezernat aber nicht warten. Man beharrt auf einer kölnischen Lösung.

Köllossos

Der Köllossos ist eine Kollosalstatue über dem Rhein mit integrierter Klärschlammverbrennungsanlage

Keine Rolle spielt leider der Vorschlag der FRAKTION, unter dem Arbeitstitel Köllossos eine  städtebaulich ansprechenden und gleichzeitig kostengünstigen Lösung für Zentraldepot und weitere Kölner Bauprojekte anzugehen.

Resolution für Demokratie, Vielfalt und Toleranz - gegen Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Hass

Die Ratssitzung beginnt mit einer Resolution gegen Rechtsextremismus, Ausgrenzung und Hass, also gegen die FCKAfD, und wir sind nicht dabei. Dabei unterstützen wir die Ziele der Resolution nachdrücklich. Wir haben aber keine Lust, uns dem inflationären Resolutionsbedarf der anderen Parteien anzuschließen.

Dem Appell der Ratsmehrheit an die Stadtgesellschaft, sich zu wehren und die Demokratie zu verteidigen, hätten wir gerne die entsprechende politische Selbstverpflichtung zur Seite gestellt, sich dem braunen Sumpf in den eigenen Reihen oder dem Rechtsruck auch mit Bauchschmerzen entgegenzustellen. Zur Erinnerung: Die mitunterzeichnende CDU hatte in den sieben Tagen nach Veröffentlichung der Resolution nicht nur zu beklagen, dass eine städtische Mitarbeiterin, Mitglied der CDU und Landeschefin der Werte-Union, am Remigrationstreffen der FCKAFD teilnahm, sondern musste sich auch mit dem Chorweiler Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner auseinandersetzen, der beim Prinzenempfang mit einem AfD-Orden erschien.

Demo gegen die Afd

Das Römisch-Germanische Museum

Das nächste teure Kulturprojekt auf der Tagesordnung des Rates: Nach der Dauerbaustelle Oper, dem Millionengrab MiQua und dem Trauerspiel Kölnisches Stadtmuseum folgt nun das nächste Kapitel: Die Sanierung des Römisch-Germanischen Museums (RGM). Dem denkmalgeschützte Museumsstandort am Roncalliplatz wurde 2018 die Betriebserlaubnis entzogen und das Museum im Belgischen Haus interimsweise untergebracht. Ursprünglich war eine Schließzeit von drei Jahren vorgesehen, die von der Oberbürgermeisterin in einer Nacht- und Nebelaktion auf sechs Jahre verlängert wurde. Bekanntlich wird das Museum auch in diesem Jahr nicht eröffnen, denn die letzten sechs Jahre wurden genutzt, um sich spannenderen Projekten wie dem Zentraldepot (siehe oben), dem Streit um die Fondation Combour oder der Etablierung neuer Kunstrichtungen zu widmen. 

Nun soll endlich mit der Sanierung und Modernisierung des Gebäudes begonnen werden. Die Baukosten sind mit 169 Millionen Euro veranschlagt. Ob der darin enthaltene Risikozuschlag von 26 Millionen Euro ausreichen wird, ist nach den Erfahrungen mit Kölner Großbauten allerdings fraglich. Nicht zuletzt durch das Scheitern der Historischen Mitte (siehe oben) und die ungeklärte Unterbringung des Kölnischen Stadtmuseums, das in direkter Nachbarschaft zum RGM entstehen sollte, sind die viel beschworenen Synergien wohl Geschichte. Einen Vorgeschmack auf die Baukostenentwicklung mag die Sanierung einer Betondecke über einer Trafostation zwischen RGM und Dombauhütte geben. Dort explodierten die Kosten im vergangenen Jahr von 1,2 auf 5,6 Millionen Euro.

Kinderfreundliche kommunalpolitik

Kita-Kind ist erstaunt

Da wundern sich selbst die Kleinsten

Eltern in Köln, die ihre Kinder in die Kita bringen, stellen sich jeden Tag die gleiche Frage: Wird mein Kind heute angenommen oder werde ich wieder weggeschickt? So katastrophal stellt sich die Situation für viele Eltern dar. Personalmangel und hoher Krankenstand machen die Kinderbetreuung zur Glückssache. Manchmal dürfen Kinder nur jeden zweiten Tag kommen oder die Betreuungszeit wird gekürzt, was von Türstehern vor der Kita überwacht wird. Nicht viel besser sieht es in der Kölner Kindertagespflege aus. Auch dieser Bereich ist von der Stadt chronisch unterfinanziert.

Doch es gibt einen Lichtblick, denn mit dem Antrag „Kinderfreundliche Stadt – auch in der Kommunalpolitik“ verfolgen die Antragstellenden das Ziel, zumindest sich selbst, den Politikerinnen und Politiker der Stadt Köln, eine verlässliche Kinderbetreuung zu bieten. Das Angebot soll für die Sitzungszeiten des Rates, der Ausschüsse und der Fraktionen und Arbeitskreise gelten. Damit sollten sich locker 10 bis 15 Betreuungsstunden pro Woche realisieren lassen.

Dezentrale Veranstaltung Karneval und die Uniwiese

Die Zülpicher Straße im Karneval: Überfüllt. Die Uniwiese: Kommt nicht gut an. Vorschläge aus der Bürgerschaft und der FRAKTION: Kommen nicht aus der Verwaltung, also nichts wert. Die Stadt ist praktisch planlos, was den Karneval und insbesondere den großen Zustrom feiernder Jugendlicher angeht. Zum Leidwesen der queeren Community  soll jetzt eine dezentrale Veranstaltung auf den Ringen in Höhe der Schaafenstraße stattfinden, organisiert von der Karnevalsgesellschaft „Die Grosse von 1823″. Dafür hat die Stadt bereits im Dezember 320.000 Euro bewilligt.

Eine genauere Analyse der möglichen Besucher:innen hat nun ergeben, dass es sich dabei um Freundinnen und Freunde der Karnevalsgesellschaft Die Grosse von 1823 junge feierfreudige Menschen handeln könnte und zudem mit einem hohen Alkoholkonsum zu rechnen ist, was einen Mehrbedarf von weiteren 48.000 Euro begründet. Bei der geplanten Kapazität von 7.500 Besucher:innen kann man also mit Ausgaben von 49 Euro je Besucher:in rechnen. Sollte sich das Konzept bewähren, werden sich im nächsten Jahr sicherlich weitere Vereine finden, die derartige Veranstaltungen durchführen. Alternativ denken wir über die Anschaffung von 7.500 Deutschlandtickets für die Anwohnenden nach, damit diese über Karneval die Stadt verlassen können.

Nichtöffentlich: Ein Gesellschafterdarlehen für die Sportstätten GmbH

Im nichtöffentlichen Teil der Ratssitzung steht die Abstimmung über ein Gesellschafterdarlehen für die Kölner Sportstätten GmbH auf der Tagesordnung, was aus verschiedenen Gründen interessant ist. So hat sich                                               , der GmbH, die eine 100%ige Tochter der Stadt Köln ist,                                                                                              oder                                                               in Widdersdorf                                                                                                      . Wir wollten es nur mal erwähnt haben.

Bilder: