Straßenbrücken an der S- und U-Bahnhaltestelle "Gerldernstraße" in Köln.

Kleiner Brückenmarathon

Liebe Freunde, in der Ratsvorschau für Oktober 2023 sollen ‚Brücken‘ unser alles überspannende Thema sein. Denn Köln ist eine geteilte Stadt. Zwischen Köln-West und Köln-Ost verläuft seit rund 10.000 Jahren eine vielbefahrene Verkehrsader, die Wasserstraße Rhenus Fluvius

Acht Brücken erstrecken sich quer über den breiten Fluss. Diese bemerkenswerten Bauwerke halten Köln zusammen. Damit tragen sie eine große Verantwortung für das räumliche Funktionieren unserer Stadt. Vergleichbar mit dem Corpus callosum, jenem dicke Balken im Gehirn höher entwickelter Säugetiere, der die linksrheinische mit der rechtsrheinischen Denk-Hemisphäre verbindet. 

Wir lernen: Brücken sind das Bindeglied zwischen ‚hier‘ und ‚da‘. Wo vorher Schluchten, Flüsse und Hindernisse trennten, eröffnen Brücken neue Wege und Möglichkeiten. Menschen und Waren, Eindrücke und Ideen können schneller zueinander finden.

 

Überbrückungsgeld oder Brückenzoll?

Kurz nach dem langen Einheitswochenende (Danke Brückentag!) meldeten Gewerkschaften und Hobbypolitiker in den sozialen Netzwerken, das Medienhaus DuMont habe über Nacht sein Kölner Druckzentrum geschlossen. Die Belegschaft sei erbarmungslos und ohne Überbrückungsgeld auf die Straße gesetzt worden.

 

Allerdings ist in den drei wichtigsten (und einzigen) Kölner Tageszeitungen ‚Stadtanzeiger‘, ‚Rundschau‘ und ‚Express‘ von den Protesten, die angeblich seit Wochen vor dem Glaspalast der DuMonts an der Amsterdamer Straße toben, bis zum heutigen Tage kein Wort zu lesen!

Fake News oder Tatsachen? Um dies herauszufinden, will der Kölner Rat eine Aktuelle Stunde einberufen. Denn hinter dem Namen DuMont steht eine Familiendynastie, die eng mit der Kölner Politik und der Stadtgeschichte verwoben ist. Es ist eine Frage der Ehre.

Darum prüft Die FRAKTION per Anfrage ‚Aberkennung der Ehrenbürgerwürde‘ schon mal, wie sie die Hausmeisterei bitten könnte, ein paar Bilder vor dem Ratssaal abzuhängen

Die FRAKTION gespannt, wieviel von der Debatte in den Kölner Printmedien zu lesen sein wird. Die erste Ausgabe des neuen Koblenzer DREXPRESS macht jedenfalls einen erfrischend ehrlichen Eindruck. 

Roter Zeitungsverkaufsautomat von Express.
Koblenzer DREXPRESS, neues Tabloid auf dem Kölner Zeitungsmarkt. Gesehen am Heumarkt.

Unter der Brücke

Nicht nur die entlassenen Drucker:innen von DuMont fragen sich, ob sie bald ‚Under the Bridge‚ landen. Immer mehr Kölnerinnen und Kölner sind von Wohnungslosigkeit bedroht. Darauf macht unermüdlich das Aktionsbündnis gegen Wohnungsnot und Stadtzerstörung aufmerksam. Am Donnerstag, vor der 28. Sitzung des Rates, werden sie wieder auf dem Theo-Burauen-Platz demonstrieren. Sie fordern die Abschaffung der Obdachlosigkeit und eine Abkehr vom profitorientierten Markt, hin zu mehr sozialem und gemeinnützigen Wohnungsbau. Von der Politik wünschen sie sich eine ‚kölsche Wohnbaufraktion‘.

Brückenschlag

Im politischen Kontext versteht man unter einem ‚Brückenschlag‘ eine Annäherung an die ‚Gegenseite‘; den Beginn einer Verständigung miteinander; die Absicht, in einer wichtigen Angelegenheit einen Kompromiss zu finden.

So ein Aufschlag kommt nun von der SPD. Ein ausführlicher 8-Punkte-Plan soll den rasanten Verlust von Sozialwohnungen eindämmen. Unter anderem soll ein Förderprogramm im Gegenwert von 1 Kölner Oper (in Worten: Eine Milliarde Euro auf zehn Jahre) aufgesetzt werden. Das soll den Wohnungsbaumarkt ankurbeln. Von einer Taskforce und von Selbstverpflichtung der politischen Akteure im Sinne der Sache ist die Rede.

Ganz schön viel Text, meint Die FRAKTION und erwägt, dem guten Kern der Sache, mittels eines 1-Punkte-Ersetzungsantrags, zu mehr Prägnanz zu verhelfen: Kein Büro-Neubau solange nicht jede:r Kölner:in ein bezahlbares Dach über dem Kopf hat!
(Der CDU und der FDP verkaufen wir es als Home-Office-Bauoffensive.)

Werbung für das Moratorium "Wir brauchen Schutz für den Wetterschutz!"
Kampagne Außengastro-Moratorium

 

Ein Moratorium, also der temporäre Aufschub einer bestimmten Angelegenheit, kann ein gutes Instrument sein, um Fehlentwicklungen gezielt entgegenzusteuern. 

Im Frühjahr 2023 rettete Die FRAKTION mit einer einzigen Pressemitteilung die Kölner Außengastronomie vor dem Abriss. Leider hat der beauftragte Konsultationskreis immer noch keinen verbindlichen Rahmen für die Gestaltung außengastronomischer Flächen vorgelegt. Und so bedanken wir uns beim Ratsbündis, dass es uns lästige Arbeit abnimmt, und rechtzeitig vor Einbruch der kalten Jahreszeit, eine Verlängerung der Verlängerung beantragt.

Brücken in andere Welten

Wenn sich das Leben nicht mehr verlängern lässt, wenn Mensch oder Tier über die Regenbogenbrücke ins Jenseits schreiten, dann ist es Zeit für die „letzte Wohnung“. Zum Glück liegen die Quadratmeterpreise auf den Kölner Friedhöfen noch unter dem örtlichen Mietspiegel. Denken wir an Melaten im eher hochpreisigen Stadtteil Lindenthal.

Zur Friedhofskultur gehören nicht nur Grabsteine, Blümchen und Kerzen. Die vielfältigen Beisetzungszeremonien, die Art des privaten und kollektiven Erinnerns an das Leben Verstorbener, und das Klarkommen auf den Verlust, sind ein essentieller Teil unserer Trauerkultur. Auch diese immateriellen Güter sollen gepflegt werden. Darum möchte Die FRAKTION die Friedhofskultur der städtischen Beisetzungsstätten zum immateriellen Kulturerbe erklären sowie diesen Verantwortungsbereich in das Kunst- und Kulturdezernat delegieren. 

Der rheinische Karneval wurde schon 2014 in das „Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes“ aufgenommen worden. Damals war noch nicht die Rede von kilometerlangen Zäunen und einem Sicherheitsspektakel, das jeden G20-Gipfel in den Schatten stellt. Auch zur diesjährigen Sessionseröffnung 2023 scheut die Stadt Köln keine Kosten und Mühen, um den Young-Jecks wieder einen ultimativen Käfigspaß zu bieten. Erneut soll das gesamte Kwartier Latäng eingezäunt werden. Aber ist das SICHER GENUG?? Vorsorglich beantragen wir, ähnlich dem Hamburger Modell,  das gesamte Stadtgebiet (außer Hahnwald) abzuriegeln.

Schaubild 'aktualisiertes Sicherheitskonzept'

Manchmal genügt kein Bauzaun, um sich abzugrenzen. Dann muss man alle Brücken hinter sich abbrechen. Derzeit kehren zahlreiche Prominente und Institutionen dem Kurznachrichtendienst „X“ (vormals „Twitter“) den Rücken. Im Amt der Oberbürgermeisterin beobachtet die Stabstelle Presse- und Öffentlichkeitsarbeit die Entwicklungen auf der Social-Media-Plattform mit Sorge.

Am liebsten würde die Stadt Köln ihren Account mit 61.000 Followern schließen. Andererseits möchte sie notfalls auch jene Vögel erreichen, die auf ‚alternative Nachrichten‘ umgestiegen sind, sich also auch in einer ‚anderen Welt‘ befinden. Einstweilen werden daher städtische Tweets auf ein absolut notwendiges Minimum reduziert, z.B. auf die Verbreitung von Bombenalarmen oder Tweets zur Ratssitzung.

Brückenschluss - Unser Fazit

Köllossos
Städtebauliches Masterprojekt "Köllossos"

Es gäbe noch so viel mehr über Kölner Brücken zu berichten. Unterm Strich sind wir froh, dass wir in Köln sind und nicht in Hamburg, Amsterdam oder Venedig. Denn die paar Brücken, die wir haben, machen uns schon genug Arbeit.

Visionär scheint vor diesem Hintergrund unser städtebauliche MasterprojektKöllössos“, das alle städtebaulichen Probleme auf einmal lösen kann.
Die FRAKTION ist immer bereit, Brücken zu bauen – und sei es mithilfe von Mauern oder Bauzäunen. Eine Brücke für jede Jeck!

In diesem Sinne, Ahoi und Helau von der Kommandobrücke!
Euer Traumschiff MS Die FRAKTION!

Titelbild Brücken an der Geldernstraße: Chris Weiher auf Unsplash (04. August 2022)