Der Sensenmann auf dem Friedhof Melaten. Superbass, 2022-06-19-Sensemann (August Schmiemann)-9947, Ausschnitt von Die FRAKTION, CC BY-SA 4.0

Friedhof Melaten: Ein kulturelles Erbe

Unter den Orten, die das kulturelle Erbe Kölns bewahren, nimmt der Friedhof Melaten eine herausragende Stellung ein. 1810 wurde der Friedhof angelegt. Unter der französischen Besatzung waren Begräbnisse in der Stadt verboten. Auf der Suche nach einem geeigneten Platz wurde man auf dem Gelände des Hofes Melaten fündig. Der Tod war hier schon vorher ein häufiger Gast, denn Hof Melaten war ein Heim für Leprakranke und in unmittelbarer Nähe befand sich der Rabenstein, die Hinrichtungsstätte der Stadt Köln.

Giesskannen auf dem Friedhof Melaten.

Giesskannen auf dem Friedhof Melaten.

Heute ist der Melaten-Friedhof mit über 55.000 Gräbern und einer Fläche von 435.000 m² der größte Friedhof Kölns. Von pompösen Grabmälern prominenter Kölner:innen bis zu anonymen Kriegergedenkstätten dokumentiert er in unvergleichlicher Weise die Geschichte der Stadt und die Schicksale ihrer Bewohner:innen. Als attraktives Ausflugsziel begeistert der Friedhof Besucher:innen von nah und fern. Die Posse um die rosafarbene Bank am Grabe Dirk Bachs zeigt, dass Melaten auch als Friedhof ein lebendiger Ort ist. Als Rückzugsgebiet für bedrohte und seltene Tier- und Pflanzenarten wird er mehr denn je gebraucht. Aber auch ihm droht eine Gefahr, die man als „administrativen Vandalismus“ bezeichnen könnte: Die Zerstörung durch Nichtstun. FRAKTIONsvorsitzender Walter Wortmann:

Das Stigma von Trauer und Tod können keine Gründe dafür sein, ein Kulturerbe, wie den Melatenfriedhof so zu vernachlässigen. Die Trauerhalle am Eingang Piusstraße wurde ohne Beschlusslage geschlossen und ist auf unbestimmte Zeit geschlossen, historisch bedeutende Grabmale verfallen und einmal mehr überlässt die Verwaltung teilweise privaten Initiativen mit Patenschaften und Spendenbeiträgen deren Erhaltung und Pflege.

Melaten als immaterielles Kulturgut

Toilettenanlage auf dem Melaten-Friedhof

Toilettenanlage auf dem Melaten-Friedhof

Die Friedhofskultur in Deutschland wurde auf Empfehlung der UNESCO 2020 in den Status des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Damit wurden die vielfältigen Funktionen des Kulturraums Friedhof anerkannt. Unser Antrag „Dä malade Melode“ zielt darauf ab, dieses kulturelle Erbe des Friedhofs Melaten für die Nachwelt zu erhalten. Beispielhaft für alle Kölner Friedhöfe soll die Stadt daher der Charta Friedhofskultur beitreten und sich damit verpflichten, ein deutlich sichtbares Zeichen für den Erhalt und die Weiterentwicklung der Kölner Friedhöfe zu setzen. Damit verbunden wäre auch eine teilweise Verlagerung der Zuständigkeiten innerhalb der Stadtverwaltung von Grünflächenamt zu Kulturdezernat

Nichtstun bedroht die Friedhofskultur

Gleichzeitig fordern wir, dass sowohl die Neue Trauerhalle, Alte Trauerhalle als auch die sanitären Anlagen auf Melaten dringend baulich ertüchtigt werden müssen. So drohte der Neuen Trauerhalle ein zunehmender Verfall. Das Thema Friedhöfe muss aufgewertet werden und stärker in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt werden. Nachdem Die FRAKTION bereits 2022 auf die zurückhaltende Position der Friedhofsverwaltung zum Thema Kolumbarien aufmerksam gemacht hatte, ist erfreulicherweise dort eine Belebung durch die Umwidmung von Trauerhallen in Kolumbarien erkennbar. Dazu Wortmann:

Einerseits erfreut uns, dass die historische Trauerhalle auf der Millionenallee von Melaten nun ein Kolumbarium wird, andererseits hätten wir dort gerne die Einrichtung des 1. Kölner Friedhof-Cafes gesehen.

Foto Sensenmann: Superbass2022-06-19-Sensemann (August Schmiemann)-9947, Ausschnitt von Die FRAKTION, CC BY-SA 4.0