Buddy Holly

Buddy Holly ist tot

Wenn sich am 7.9.2023 die Mitglieder des Kölner Stadtrates versammeln, denken sie an die Zukunft der Stadt mit ihren Problemen und Möglichkeiten, aber denken sie auch an Buddy Holly, der vor genau 87 Jahren geboren wurde?

Der Rock-’n‘-Roll ist ohne den 1936 geborenen Buddy Holly undenkbar. In den fünfziger Jahren gehörte Holly zu den Superstars. Seine FAOSA-Brille machte ihn zu einer Stilikone, er wurde weltweit gefeiert, war ein Idol der Jugend und verstarb tragisch nach einem jähen Absturz 1959. Hollys Musik beeinflusst und bewegt die Menschen bis heute, und davon nehmen wir uns nicht aus. Daher begleitet uns durch die Ratsvorschau zur Sitzung am 7. September die unverwechselbare Stimme Buddy Hollys mit seinem letzten Hit „It doesn’t matter anymore“.

Well you left me here so I could sit and cry

Die Stadtverwaltung hat es geschafft, die Montag Stiftung Urbane Räume, Trägerin des gemeinwohlorientierten Projekts der Hallen Kalk, so zu zermürben, dass die das Handtuch geworfen haben und ausgestiegen sind. Auf der Industriebrache sollten Kunst- und Kulturprojekte, eine Veedelshalle und ein Museum entstehen. Wir wollten in einer Aktuellen Stunde die zweifelhafte Rolle der Stadtverwaltung beleuchten, denn das Projekt scheint in einer Art Nichtzuständigkeit zwischen Kultur-, Liegenschaften- und Stadtentwicklungsdezernat kaputtignoriert worden zu sein, unter gefälliger Nichtbeachtung der Oberbürgermeisterin. FRAKTIONsgeschäftsführer Michael Hock: „Um für die Zukunft eine Unterstützung von gemeinwohlorientierten Initiativen und Unternehmungen in Köln zu gewährleisten, ist es erforderlich, die Projektstrukturen, Zielsetzungen und Verantwortungsbereiche des Verwaltungskörpers so zu strukturieren, dass soziokulturelle Träger und deren Kapitalgeber:innen nicht vergrault werden.“ Unser Antrag sollte dem Austausch über den Weg zum Erreichen dieses Zieles sein, wurde aber durch einen Antrag des Mehrheitsbündnisses so weichgespült, dass keine großen Erkenntnisse zu erwarten sind.

Do you remember baby last September?

Ein wichtiges kulturelles Erbe der Stadt ist der Friedhof Melaten. 1810 eröffnet und im Stile des Pariser Friedhofes Pere Lachaise angelegt, ist der Friedhof heute nicht nur ein kulturhistorisches Dokument der letzten 200 Jahre Stadtgeschichte, sondern auch Rückzugsort für bedrohte Tier- und Pflanzenarten und ein beliebtes Ausflugsziel. Leider lässt die Stadt auch dort Gebäude und Sehenswürdigkeit verkommen. Unser Antrag zielt darauf ab, dieses Denkmal zu schützen, bereits beschlossene Sanierungsmaßnahmen umzusetzen und den bestehenden Gebäudebestand zu pflegen.

Well you left me here so I could sit and cry

Das Spielen schlechter Musik ist im Kölner Grüngürtel und in Kölner Parkanlagen erlaubt, sofern auf Lautsprecher verzichtet wird. Davon kann sich jede:r Besucher:in überzeugen. Wir finden das etwas altbacken. Dazu holen wir unseren Antrag zur Schaffung neuer (S)Aufenthaltszonen hervor und fordern, dass die Verwaltung 11 Standorte für elektrisch verstärkte Musik ausweist. Vielleicht findet sich so ein zweiter Buddy Holly.

Now you go your way baby and I'll go mine

Besuchen Sie den Rheinpark, solange es ihn noch gibt, denn zur Fussball-EM 2024 plant die Verwaltung, dort Feiern und Zelten für angereiste Fussballfans stattfinden zu lassen. Allen Ernstes wird vorgeschlagen, dass zur Toilettenbenutzung auf die WC-Anlage des gerade teuer renovierten (s.u.) Park-Cafes unseres (und Rekers) alten Freundes Roberto Campione zurückgegriffen werden soll, der heute von Nutzer:innen der Sonnenterrasse für den Besuch 30 Euro abzockt, sofern sie keine seiner ominösen Clubmitgliedschaften haben. Die feiergeplagte Bezirksvertretung Innenstadt hat sich schon mit der Stimme der PARTEI gegen die 3. Halbzeit im Rheinpark ausgesprochen, aber die Verwaltung will sich nicht von ihren Plänen abbringen lassen.

Now and forever till the end of time

Dirk Bach (gest. 2012) war nicht nur der knubbelige kleine Witzemacher, der sein Geld mit der Demütigung C-Prominenter im australischen Dschungel verdiente, sondern auch ein ernsthafter Charakterschauspieler (Geierwally u.a.). Grund genug, ihm ein kuscheliges Plätzchen in der Stadt zu schenken, etwa in der Nähe des Schauspiels und der Oper, deren Sanierung so wie Bachs größter TV-Erfolg ist: Zum Fremdschämen, aber man kann nicht wegschauen. Die (Um-) Benennung des kleinen Offenbachplatzes in Dirk Bach-Platz nahe des großen Offenbachplatzes, den die Bezirksvertretung Innenstadt mit Stimme der PARTEI beschlossen hat, scheitert aber am Veto der Verwaltung. Jetzt muss der Stadtrat ran und für eine Entscheidung sorgen.

We'll say we're through

Ein umfassender Teil der Tagesordnung beschäftigt sich mit Kostensteigerungen bei Großbauprojekten. Gerade beim Bau im Bestand ist der wahre Umfang der Baumaßnahmen oft nicht absehbar, dazu kommen massive Preissteigerungen durch Inflation, Ukrainekrieg und Dings sowie die mitunter lange Verfahrensdauer in der Verwaltung. So sind die Kosten für die Sanierung einer Betondecke über der Dombauhütte und über einer Trafostation der Rheinenergie von 1,2 Millionen Euro quasi über Nacht auf 5,6 Millionen Euro gestiegen. Kein gutes Omen, wenn man an die bevorstehende Sanierung des Römisch-Germanischen Museums direkt nebenan denkt. Glück im Unglück hat Parkcafepächter Campione (s.o.): Die 2013 beschlossene Sanierung des von ihm gepachteten Parkcafes im Rheinpark wird eine dreiviertel Millionen Euro teurer, insgesamt kommt man auf 6,5 Millionen anstatt der geplanten 2,72 Millionen. Bezahlen tut das natürlich die Stadt. Auch die Kosten eines Bewegungspavillons in Widdersdorf steigen von 1,2 auf 1,5 Millionen Euro. Zum Schutz des wertvollen Gebäudes wurde auf Initiative einiger Ratsmitglieder sogar der Bestand an Löschfahrzeugen der Widdersdorfer Feuerwehr aufgestockt. Gleiches gilt für die Erneuerung der Raumlufttechnischen Anlage des Museums Ludwig. Auch hier steigen die Planungskosten massiv an. Obwohl das Rechnungsprüfungsamt bemängelt, dass der Vorlage Planungsunterlagen fehlen und die Berechnung der Mehrkosten nicht stimmig ist (mal ist von 1 Mio. Euro, mal von 6,6 Mio. Euro die Rede), geht dieser Antrag so in den Rat.

And you won't matter anymore

Da passt es gut ins Bild, dass man aus dem derzeitigen Drama um massive Baupreissteigerungen bei sowohl öffentlichen wie auch privaten Bauprojekten nichts lernt und sich die Sanierung des Colonius herbeiwünscht. Die Ratsvorlage ist besonders vage gehalten. So werden die verkündeten 60 Millionen Euro für die Sanierung nicht weiter erläutert und auch für das Nutzungskonzept gibt es weder konkrete Vorschläge noch eine nachvollziehbare Kalkulation. Wahrscheinlich wird das Projekt irgendwann beschlossen werden, sich deutlich verteuern und dann zum Reibach machen an die üblichen Verdächtigen verpachtet.

You won't matter anymore, ooh

Soweit die Ratsvorschau für den September. Danke an die Leser:innen, danke Buddy Holly.

Bilder: Colonius von Tobias Rademacher auf Unsplash , Friedhof von peter bucks auf Unsplash

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