03 Nov Umfrage enthüllt: Wo das Bier ist, da ist die Meute!
Als einzige Ratsfraktion setzt sich Die FRAKTION kontinuierlich für Trinkerfragen auf Kölner Stadtgebiet ein. Deshalb wurden wir hellhörig, als Stadtdirektorin Andrea Zonen-Blome die Idee einer Alkoholverkaufsverbotszone für das Kwartier Latäng in den Raum warf. Getreu dem Kölner Leitbild „Minimierung der Verweildauer durch maximale Absenkung der Aufenthaltsqualität“ (für dessen Leuchtturmprojekt „Flutlicht Aachener Weiher“ sie schon die „schillernden Funzel 2021“ einheimste) sollen nun also die Feuchtgebiete des Kwartier Latäng trocken gelegt werden.
Die Idee des Alkoholverkaufsverbots (temporär an Karneval, oder alternativ gleich jedes Wochenende) wurde an einem der zahlreichen Runden Tische entwickelt, an denen sich alle Stakeholder des betroffenen Viertels treffen: Anwohnende, Gewerbe & Gastro, Stadtverwaltung, Ordnungsamt, Polizei, und Politik.
Aber Moment mal… sind das wirklich alle?! Wo sind denn die Verursacher:innen der allabendlichen guten Laune? Waren ihre Musikboxen etwa lauter als der Ruf zu Tisch? War ihr Pegel wieder einmal höher als das Mäuerchen an der Uniwiese? Auch wenn die Ursache unklar war, mussten die Folgen trotzdem beseitigt werden.
Hotspot-Befragung im Kwartier Latäng zum Büdchenbierverbot
Also haben wir uns selbst beauftragt herauszufinden, wie gut das Konzept „Büdchenbierverbot“ bei den Straßentrinkerinnen und -trinkern ankommt – und riefen zur Teilnahme am Runden Tisch für Trinkerfragen auf. Wir wollten wissen: Lässt sich so die besäufniserregende Lage rund um den Zülpicher Platz (Lärm, Müll, Kotze, Aggression) unter Kontrolle bringen? Oder wird die Karawane weiterziehen? Und was macht überhaupt einen vitalen Hotspot aus? Modernste Umfragetools und eine zielgruppengerechte Ansprache halfen uns, in Nullkommanix valide Ergebnisse zusammenzutragen.
Schon die erste Frage enthüllt, dass bei einem örtlich begrenzten Alkoholverkaufsverbot Verlagerungseffekte drohen: Mehr als die Hälfte der Befragten (58%) würden auf andere Stadtteile ausweichen. Immerhin 15% würden Köln komplett den Rücken kehren. Stabile 13% schwören der Zülpicher Straße die Treue, komme was wolle. Große Sorgen bereiten uns jene 9%, die im Falle eines Büdchenbierverbots ihren Frust ganz alleine zuhause ertränken würden. (Leute, kommt lieber in unsere Bürger:innensprechstunde, ihr müsst doch nicht alleine trinken!)
Unsere zweite Frage zielte auf die Kernkompetenzen eines vitalen Hotspots ab: Was brauchen denn die Menschen für einen geselligen Abend unter freiem Himmel? Zwei Drittel der Befragten (66%) nannten Bier bzw. Alkohol als wichtigsten Faktor. 16% geben sich mit Geld, Drogen oder guter Gesellschaft zufrieden. Zu unserem großen Erstaunen verlangten ganze 5% der Trinkerinnen kostenfreie öffentliche Toiletten für alle Geschlechter! Der Anteil jener, die sich weniger Polizei, Strafen bzw. Grenzen wünschten, fiel hingegen mit 4% überraschend gering aus. Vielleicht, weil bereits 2% dem guten Rat unserer Oberbürgermeisterin folgen und stets eine Armlänge Abstand mit sich führen.
Auch die dritte Frage befasst sich mit den qualitativen Merkmalen eines guten Hotspots – nur diesmal andersrum. Wir wollten wissen, worauf Trinker:innen in einem guten Hotspot verzichten könnten.
21% sind bereit auf alles außer Kölsch zu verzichten; 18% verzichten gerne auf Promis, Polizei und Politik. 17% könnten auf andere Leute oder Gruppen verzichten, gefolgt von 16%, die sich für weniger Verbote/Gebote aussprachen. 13% wollen weder schlechtes Bier noch harte Drogen. 6% der Befragten haben den Deckel voll und können oder wollen auf gar nichts verzichten.
Fazit: Die Stimmen unserer Trinkerinnen und Trinker grölen laut und deutlich: BIER! Wenn sie es nicht im Kwartier Latäng bekommen, werden sie es sich woanders holen. Die Corner-Kultur ist nicht aufzuhalten. Büdchenbier bleibt! Und dafür werden wir uns weiter einsetzen. Allerdings tun uns die Anwohnenden wirklich leid und deshalb bringen wir innovative Konzepte ein, die alle Seiten wieder glücklich machen.