Viele Strassenbahnen fahren überirdisch.

Kölner Bauvorhaben: Millionengrab statt Meilenstein?

Städtische Bauvorhaben in Köln sind immer mit dem besonderen Unsicherheitsfaktor versehen. Auch in der kommenden Ratssitzung wird davon keine Ausnahme gemacht. Im Gegenteil, in unserer Ratsvorschau sehen wir uns ein paar der scheiternden Bauvorhaben genauer an.

Neue Historische Mitte: 13,5 Millionen Euro versenkt

Via culturalis (Symbolbild).

Via culturalis (Symbolbild).

Fünf Jahre und 13,5 Millionen Euro später steht die Liquidation der GbR Neue Historische Mitte auf der Tagesordnung. Die Gesellschaft sollte den Neubau des Stadtmuseums im Verbund mit der Sanierung des Römisch-Germanischen Museums angehen. Dort sollte die Via Culturalis beginnen, eine anspruchsvolle Kulturachse mitten durch die Kölner Innenstadt, die vom Dom über das seit Jahren stillgelegte Römisch-Germanische Museum, das Millionengrab MiQua, dem Wallraf-Richartz-Museum mit der ungeliebten Fondation Combour bis zur Kirche St. Maria im Kapitol führen sollte.

Nun werden statt asiatischer Kulturtouristen und britischer Fussballhooligans profane Kölner:innen an den Bauwerken entlanglaufen und den Stadtführer:innen bleibt erstmal nichts anderes übrig, die Kölner Sehenswürdigkeiten auf Fotos zu präsentieren. Die Planungskosten von 13,5 Millionen teilen sich jetzt Stadt und Hohe Domkirche, die andere Gesellschafterin der GbR. Ein hoher Preis, denn die Planungen der dritten von neun Phasen war bereits abgeschlossen.

Ost-West-Achse: Lähmung durch Analyse?

Ursprünglich war die Entscheidung, welche Variante der Ost-West-Achse den Vorzug erhält, für die Mai-Ratssitzung geplant. Aber auch in dieser Ratssitzung wird es nicht zur Entscheidung kommen. Die Mobilitätswende auf der Ost-West-Achse droht in einer „Paralyse durch Analyse“ zu erstarren. So nennt man den Zustand, in dem eine Person oder eine Organisation aufgrund der Fülle an Informationen und der Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen, handlungsunfähig wird.

Das F in KVB steht für Fahrgastzufriedenheit.

Das F in KVB steht für Fahrgastzufriedenheit.

Die Beschlussvorlage zur Zukunft der Ost-West-Achse im Innenstadtbereich enthält 57 höchst informative Anlagen. Im Internet erklärt eine Webseite den Entscheidungsfindungsprozess und in den vergangenen zwei Jahren bot das ‚politische Begleitgremium‘ einen vor der Öffentlichkeit gut geschützten Raum, um sich mit Expert:innen von KVB und Stadtverwaltung über Grundsatz- und Detailfragen auszutauschen. Trotzdem finden die großen Ratsfraktionen keine Mehrheit und immer wieder tauchen neue Fragen auf, die den politischen Variantenentscheid verzögern. Es ist richtig, Nutzen und Kosten des Projekts sorgfältig abzuwägen (SPD). Schließlich handelt es sich um eine Jahrhundertentscheidung (CDU). Und genauso lange könnte der Bau eines Tunnels dauern (Grüne).

Für die Mitglieder der FRAKTION ist die Sache jedoch eindeutig – und das, obwohl (oder gerade weil?) die kleine Dreierfraktion nicht an den geheimen Sitzungen des o.g. Begleitgremiums teilnehmen durfte. Der Fraktionsgeschäftsführer Michael Hock erklärt, warum das so ist:

Kommt jedoch der Tunnel, so freuen wir uns auf die Einführung einer Tunnelmaut, wie wir sie von unseren europäischen Nachbarn kennen. Bei dem geplanten Durchsatz an Fahrgästen dürfte die Stadtkasse durch den erwartbaren Geldregen schier platzen.

Rettungswache Worringen: Regenwasser sorgt für Millionenloch

Beim Neubau der Rettungswache Worringen (Bedarfsfeststellung 2010) ist ein saftiger Nachtrag fällig: 1,7 Millionen wird das Bauwerk teurer, die Kosten steigen von 4,3 Millionen auf fast 6 Millionen. Neben allgemeinen Baukostensteigerungen ist vor allem die Regenwasserversickerung der Kostentreiber. Diese ist in NRW gesetzlich vorgeschrieben, sofern der Untergrund geeignet ist.

Hier wurde erst beim Abriss eines Bestandsgebäudes festgestellt, dass im Boden Reste eines verfüllten Kellers vorhanden waren. Um trotzdem Regenwasser versickern lassen zu können, mussten diese aufwändig entfernt und der Boden ausgetauscht werden. Leider war dabei die provisorische Wagenhalle im Weg, die verlegt werden musste. Außerdem musste der Kranplatz auf dem ungeeigneten Boden besonders verdichtet werden. Zudem war der Untergrund  so instabil, dass die Baugrube zusätzlich abgestützt werden musste. Dazu wurden Stahlträger in den Boden gerammt, nicht ohne vorherige Kampfmittelsondierung.

Parkausweis-Chaos: Erstes Wahlkampfthema?

Es war der große Aufreger in der Dezember-Ratssitzung: Der bisherige, 30 Euro-Parkausweis soll durch einen teureren, an der Wagenlänge und anderen Faktoren angepassten Parkausweis ersetzt werden. Die Mehreinnahmen von 5 Millionen Euro waren auch schon verplant. Sie sollten in den Radverkehr gehen, genauer gesagt in die Neubau-Finanzierung des Albert Richter-Radstadions in Müngersdorf (s.a. Steherrennen in Müngersdorf, Anfrage der FRAKTION). Ein halbes Jahr nach Beschluss meldet die Verwaltung, dass die Umsetzung der neuen Regeln mit der vorhandenen Software nicht möglich ist. Die Verwaltung brauche noch ein paar Monate. Mit der Einführung wird im März 2025 gerechnet, wenige Monate vor Beginn des Wahlkampfes.

Welches Bauvorhaben regt Sie am meisten auf? Die Oper? Die Mülheimer Brücke? Schreiben Sie es uns: diefraktion@stadt-koeln.de

Foto der nächtlichen Strassenbahn von Hiroyoshi Urushima auf Unsplash.