Der Automobilhersteller Ford will sein Entwicklungszentrum in Köln–Merkenich schließen. Dort wurden bisher vor allem PKW mit Verbrennungsmotor entwickelt. Durch die Schließung droht 2300 Beschäftigten der Verlust ihres Arbeitsplatzes.
Der Autobauer hat den Trend zur Elektromobilität verschlafen und keine attraktiven Modelle im Programm. Nun muss Ford aufholen und Elektroautos produzieren. Das Problem: Für die Umstellung auf mehr Elektroautos braucht es weniger Mitarbeitende in der Entwicklung, in der Verwaltung und letztlich auch in der Produktion.
Welche Strategie verfolgt Ford?
Das Unternehmen will sich in Europa künftig auf drei Säulen konzentrieren:
Keine investitionsintensive Weiterentwicklung von Verbrennern, sondern Abverkauf der vorhandenen Fahrzeuge.
Ausbau der Marktführerschaft im Nutzfahrzeugsegment
Bis zur Verfügbarkeit einer eigenen Elektroplattform wird der modulare Elektrobaukasten von VW in Lizenz genutzt.
Auf dieser Basis sollen bis zu 600.000 Fahrzeuge vom Band laufen – in Köln.
Danach Übernahme der ohnehin für die USA entwickelten Elektroplattform.
Verbrenner werden solange aus den USA importiert, wie sie trotz Transportkosten profitabel sind.
Im Bereich der leichten Nutzfahrzeuge sollen durch eine Kooperation mit VW Kosten gespart und Gewinne gesteigert werden.
Ist die Strategie sinnvoll?
Die Strategie ist US-lastig, aber im Prinzip in sich schlüssig! Ob sie sinnvoll ist und funktionieren wird, weiß man erst hinterher.
Hätte man den Stellenabbau vorhersehen können?
Diese Strategie ist schon länger bekannt. Transporter wurden und werden in Dunton im britischen Teil des Entwicklungszentrums entwickelt. Damit bleibt für den Merkenicher Teil des Entwicklungszentrums kaum Arbeit übrig, denn die beiden Fahrzeuge, die im Kölner Werk gebaut werden sollen, sind inzwischen fertig entwickelt.
Man kann Ford vorwerfen, dass sie frühzeitig neue Geschäftsfelder hätten erschließen können. Dazu wäre ein so großes und wichtiges Unternehmen in der Pflicht.
Was lief der letzte Stellenabbau ab?
Zunächst muss man betonen, dass Ford den letzten großen Stellenabbau gut über die Bühne gebracht hat. Dieser fand zwischen 2018 und 2022 statt und wurdesozialverträglich durchgeführt. Die Bedingungenwaren nicht schlecht. Man hatsich umfassend um Umschulungsprogramme und Arbeitsplätze außerhalb von Ford bemüht.
Wie sieht die Zukunft von Ford in Köln aus?
Die beiden Elektroautos auf VW-Plattform werden in Köln gebaut – mit entsprechenden Investitionen. Das gibt Hoffnung und es ist schwerlich vorstellbar, dass es eine große Enttäuschung geben wird. Allerdings ist die aktuelle Kommunikation noch zu schwammig. Das liegt wohl an den Verhandlungen, die aus heutiger Sicht auch anders verlaufen könnten. Dennoch begrüßen wir, dass Ford als letzter großer Automobilhersteller in die Produktion von Elektrofahrzeugen einsteigt.
Was muss die Stadt tun?
Wir fordern die Wirtschaftsförderung der Stadt, die Köln Business GmbH, auf, nicht nur Strukturen für Startups zu unterstützen, sondern auch am Puls der Zeit zu stehen und gerade die großen Umbrüche im Kölner Arbeitsmarkt kommen zu sehen und proaktiv zu handeln. Dabei sollten auch alternative Initiativen und Unternehmungen, die nachhaltig orientiert sind und dem Gemeinwohl dienen, stärker in den Fokus rücken. Wir als Die FRAKTION im Rat der Stadt Köln forderneinen sozialverträglichen und fairen Ausgang der Verhandlungen zwischen Ford und der Gewerkschaft.
Und was brachte die Aktuelle Stunde im Stadtrat am 9.2.2023?
Nicht viel. Wie nicht anders zu erwarten, bedauern alle Parteien den Stellenabbau. Obwohl sie wissen, dass die Kommunalpolitik hier nicht viel ausrichten kann, vermitteln sie in ihren Reden das Gegenteil. Leider wurde dem Betriebsratsvorsitzenden vom Mehrheitsbündnis kein Rederecht eingeräumt. So blieb die Aktuelle Stunde eine Stunde der Worthülsen und Schuldzuweisungen.
Dieser Artikel basiert auf der Rede unserer Fraktionsvorsitzenden Karina Syndicus in der Aktuellen Stunde des Rates am 9.2.2023.