Der Kölner Stadtbezirk Porz soll seine Unabhängigkeit zurückerlangen. Notfalls mithilfe eines eigenen Todessterns.

Freiheit für Porz – 50 Jahre Eingemeindung sind genug

Das traurige Jubiläum der Eingemeindung von Porz nach Köln nehmen wir zum Anlass, einen Schlussstrich zu ziehen. Die PARTEI will Porz die Unabhängigkeit zurückgeben. Unser Antrag „Freiheit für Porz“ wird auch der Stadt Köln neue Zukunftsperspektiven eröffnen.

Vorspiel: Das Köln-Gesetz

Mitte der 1960er-Jahre sind in Westdeutschland die schlimmsten Schäden aus dem Zweiten Weltkrieg beseitigt. Die Wirtschaft erholt sich, der Zuzug von Gastarbeitern kurbelt den Wohlstand an. Die wachsenden Städte in Nordrhein-Westfalen brauchen Platz für Industrie und Gewerbe, für Wohnungen und Doppelhaushälften, für Autos und Einbauküchen. Um die Gemeindeverwaltungen diesem Strukturwandel anzupassen, beschließt die Landesregierung eine kommunale Neugliederung. In zwei Phasen (1966 und 1975) werden viele kleine Käffer zu großen Verwaltungseinheiten zusammengelegt. Die Zahl der selbstständigen Städte und Gemeinden in NRW wird von 2.365 auf 396 reduziert.

Auch die Stadt „Porz am Rhein“ ist davon betroffen. Mit dem Köln-Gesetz wird Porz am 1. Januar 1975 nach Köln eingemeindet. Mehr als 70 Prozent der damals rund 80.000 Porzer Bürgerinnen und Bürger sprechen sich dagegen aus. Es gibt laute Proteste und sogar eine Todesanzeige in der Zeitung, die den Verlust der Selbstständigkeit betrauert.

Die Porzer wissen, dass sie für ein gutes Leben keine Domstadt brauchen. Sie haben eigene Krankenhäuser, einen modernen Flughafen in Wahn sowie einen großen Rangierbahnhof zwischen Ensen und Gremberghoven. Dank Industrie und einem gesunden Mittelstand ist die Verschuldung gering, obendrein gibt es noch viel freie Fläche zum Wachsen. Es ist ein offenes Geheimnis, das Köln schon lange ein Auge auf diese Ressourcen geworfen hat.

PORZ ist ein Akronym und hat viele Bedeutungen. Dieser Aufkleber Aufkleber übersetzt löst es auf als "Perfekter Ort Rosiger Zeiten".
PORZ ist für viele immer noch ein Perfekter Ort Rosiger Zeiten

Köln und Porz: Abgründe einer EInseitigen Zweck-Ehe

Seit 50 Jahren werden wichtige Entscheidungen über Porz in Köln getroffen, von Menschen, die vermutlich noch nie in Porz waren. Wie sonst lässt sich erklären, dass das Schulamt nicht in der Lage ist, einen Schulweg korrekt zu vermessen? Statt in die wohnortnahe Grundschule (800 Meter entfernt) werden Pänz in die entlegenste Grundschule des Stadtbezirks geschickt (7 Kilometer entfernt).

Auf dem Trödelmarkt im alten Porzer Auto-Kino wurde auch Spielzeug angeboten. Das Bild zeigt eine bunte Auswahl billiger Plastikpuppen sowie ein kindgerechtes Maschinengewehr.
Die Märkte im alten Auto-Kino machten auch die Kinder stark für die Zukunft.

Ein anderes Beispiel: Das Autokino in Porz-Eil. Jahrelang ignoriert die Stadtverwaltung die beliebten, aber eigentlich illegalen Wochen- und Trödelmärkte auf dem Gelände. Anstatt die Nachfrage nach diesem Angebot anzuerkennen und den Bebauungsplan anzupassen, sodass die Märkte auf legalem Grund stattfinden können, werden sie von CDU und Grünen im Frühjahr 2023 verboten. Damit entfällt ein wichtiges, wirtschaftliches Standbein für das Autokino zur Querfinanzierung der Pacht. Infolge muss eines der letzten fünf Autokinos in Deutschland schließen. Den Neon-Schriftzug vom Eingang aber, den stellen sich die Kölner gerne als ein Stück Zeitgeschichte in ihr Stadtmuseum.

Schauen wir nach Porz-Finkenberg. Ein Negativbeispiel, wie wir es auch aus anderen Kölner Randgebieten kennen (Chorweiler, Meschenich). Ende der 1960er-Jahre errichtet die Stadt Porz am Rhein ein Demonstrativ-Bauvorhaben für 12.000 Menschen. Die „menschenfreundliche Stadt“ ist zunächst erfolgreich. Doch nach der Pleite des Projektträgers Neue Heimat übernehmen internationale Investoren die meisten Wohnungen. Wie es sich für echte Heuschrecken gehört, vernachlässigen sie die Bausubstanz, Grünflächen und Spielplätze. Frustriert ziehen zahlreiche Anwohner weg. Bei der Aufgabe, den Leerstand zu füllen, pfeift die Kölner Stadtverwaltung auf Konzepttreue und schickt überwiegend Sozialhilfeempfänger in die Hochhäuser – ohne jedoch die notwendige soziale Unterstützung mitzuliefern. Die neuen Bewohner:innen leiden unter sozialer Isolation und gesellschaftlicher Stigmatisierung. Die Investoren hingegen genießen sichere Mieteinnahmen. Erst in den 2000er-Jahren erkennt die Kölner Stadtpolitik den Sanierungsbedarf an und installiert eine Sozialraumkoordination. Auch der Name wird saniert: „Das Demo“, wie das Wohngebiet heute noch von den Einheimischen genannt wird, heißt fortan Finkenberg und bekommt 2007 den Status eines eigenen Stadtteils, es ist jetzt das 86ste Veedel von Köln. 

Ein Notausgang an der Lise-Meitner-Gesamtschule in Finkenberg ist mit zahlreichen eingravierten Graffitos verziert.
Junge Künstler:innen verewigen sich am Notausgang der Lise-Meitner-Gesamtschule in Finkenberg
KVB-Schild zeigt die Fahrtrichtung der Linie 7 nach Zündorf an
Zündorf bleibt auch in Zukunft die Endhaltestelle der Linie 7

Und dann ist da noch die Verlängerung der KVB-Linie 7 von Zündorf nach Langel. Dieses Vorhaben ist seit Jahrzehnten in der Kategorie „Verschiebung“ beheimatet. Spätestens seit dem irren Vorschlag von CDU-SPD-FDP,  den Rhein für eine U-Bahn zu untertunneln, wird es den Sprung auf die Streichliste geschafft haben.

Der geplante Abriss der Rodenkirchener Brücke nebst Zerstörung des Gremberger Wäldchens wegen der Erweiterung der Autobahn A4 von sechs auf acht Spuren, oder die Aufhübschung des Porzer Rheinboulevards sind Themen, die uns in dieser Ratsperiode noch begleiten werden. Richten wir darum unseren Blick stromabwärts und schauen, welche Chancen die Wiederausgemeindung von Porz für Köln bereithält.  

Loslassen: Aus LIebe für beide Seiten

Porz loszulassen, klingt wie ein radikaler Schritt, aber Köln kann davon (wieder einmal!) nur profitieren. Porzer Probleme, die die Kölner Politik in den vergangenen 50 Jahren nicht zu lösen vermochte, werden in der bestehenden Konstellation auch in den kommenden 50 Jahren nicht gelöst. Negative Schlagzeilen aus Porz werfen dunkle Schatten auf das Kölner Antlitz. Mit Schaudern erinnern wir uns an den Fall Bähner, den CDU-Politiker, der mit seiner Schusswaffe für Ruhe sorgen wollte. 

Der Stadtbezirk 7 verlangt Investitionen in Schulen, Straßen und ins Porzer Krankenhaus. Doch Köln hat genug mit sich selbst zu tun und ist mit den Aufträgen aus den neun Bezirken überfordert. Das gibt sogar Oberbürgermeisterin Henriette Reker auf einer Wahlkampftour durch Porz offen und ehrlich zu (gesponsort vom damaligen Fanclub CDU). Dem gutmütigen Sozialdezernenten Harald Rau fällt zu den sozialen Herausforderungen in Porz nicht viel mehr ein, als den Menschen zu raten (nicht zynisch gemeint!), zu eigener Kraft zu finden. Sie sollten überlegen, wo ihre Stärken liegen und wie sie leben wollten.

Die Porzer wissen ganz genau, wo ihre Stärken liegen. Nur allzu gerne wollen sie ihr eigenes Ding machen. Dafür brauchen sie aber politische Selbstbestimmung und eine eigene Kasse. Mit 153.400 Euro bezirksorientierten Mitteln pro Jahr kommt man nicht weit.

Darum beantragt Die PARTEI: „Freiheit für Porz!

Porz hat mehr Einwohner als Koblenz (115.300), Bremerhaven (114.600) oder Remscheid (112.970). So gesehen ist Porz eine Großstadt. Statt einer popeligen Bezirksvertretung mit nur 19 Mitgliedern verdient Porz einen eigenen Stadtrat mit 58 Ratsmitgliedern. Legt man die Wahlergebnisse der letzten Kommunalwahl zugrunde, gehören mindestens 3 Sitze der PARTEI! Und die wird dafür sorgen, dass sich der siebte Kölner Stadtbezirk so Dinge wie eine vereinfachte Veranstaltungsgenehmigungen für Jubiläen zukünftig selbst ausstellt – und nicht erst lieb den Kölner Rat fragen muss.

Auch für die Einnahmen aus Gewerbesteuern und ähnlichen Kommunalabgaben hat Die PARTEI schon Ideen. Die Mittel sollen entsprechend den Wünschen und Bedürfnissen der Porzerinnen und Porzer investiert und nicht länger für Kölner Kulturhighlights verbraten werden. Porz hat den Flughafen, die Luftwaffe, das Raumfahrtzentrum – und bald auch Deutschlands erstes atomares Endlager. Es wird nicht mehr lange dauern, bis sich südöstlich am Horizont von Köln der erste Porzer Todesstern in den Orbit erhebt. Die geopolitische Vormachtstellung von Porz wird für alle Welt sichtbar sein auf dem neu einzuführenden KFZ-Kennzeichen „PO“.

Gesundschrumpfen: Ein neues Narrativ für Köln

Agrippina, die durchfeierte Namensgeberin von Köln sitzt vor dem Spiegel und schminkt sich ab.
Die fetten Jahre sind vorbei, Agrippina! Porz kannst du dir abschminken.

Kölle, du bist nur wegen Porz eine Millionenstadt. [973.640 Kölner + 115.324 Porzer = 1.088.964 Einwohner auf Kölner Stadtgebiet].
Der Festausschuss Porzer Karneval e.V. bringt es poetisch auf den Punkt: „50 Johr zesamme schunkele, nur mit uns kann Kölle funkele“, so heißt das Sessionsmotto 2025.

Doch all der Glanz mag nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Druck, eine Millionencity zu sein, schwer auf deinen Schultern lastet. Du warst zu hungrig und bist nun aufgebläht. Es ist an der Zeit, dich gesundzuschrumpfen. Wirf Ballast ab und bündle deine Kräfte! Konzentriere dich auf das, was dich ausmacht: die Altstadt und den Dom, Nippes, Deutz und Lindenthal.

Schmink dich ab, Agrippina, und zeig dich, wie du wirklich bist. Du bist keine Millionenmetropole, du spielst nicht in der Ersten Bundesliga, du hast nicht mal eine richtige U-Bahn. Du bist nicht mehr, aber auch nicht weniger als pulsierende Provinz.

Lass uns trotzdem Freunde bleiben
Deine PARTEI in der Bezirksvertretung Porz und im Kölner Rat.